Tendinopathie des seitlichen Zehenstreckers

30. Januar 2022 – Erstbehandlung mit Blutegeln bei dem 6 Jahre alten Rottweiler “Paul”. Zuvor telefonischer Kontakt mit der Besitzerin.  Der Rottweiler kam mit einem CT Befund zu mir nämlich einer Entzündung des M.flexor digitorium lateralis, dem seitlichem Zehenbeuger an der linken hinteren Gliedmaße. Dieser Muskel mit seinen Sehnensträngen zieht vom Schienbein bzw. Wadenbein des Hundes bis in die Zehen. Gemeinsam mit der Achilissehne ist dieser Apparat für die Streckung der Zehe und die Beugung der Sprunggelenke zuständig. Die Tierklinik empfiehlt als Ergänzung der bereits bestehenden Physiotherapie die Behandlung mit Blutegeln. Ganz tapfer hat der Große die Behandlung über sich ergehen lassen.

Woher kam die Entzündung des Zehenbeugers?  Der Kreuzbandriss auf dem gegenüber liegenden rechten Hinterbein kann mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit die Ursache hierfür sein. Tiere nehmen nach Operationen eine Schonhaltung ein. Diese führt nicht selten zur Belastung der bisher „gesunden“ Gliedmaße. In Pauls Fall war es ein Zusammenspiel aus einem vorherigen Kreuzbandriss einige Monate zuvor (Oktober 21) der eine Überbelastung der gegenüberliegenden Gliedmaße zur Folge hatte. Der Hund nahm eine Schonhaltung der rechten Gliedmaße ein und verlagerte immer mehr das Gewicht auf die Linke.

Nach anhaltender Lahmheit über mehrere Wochen besprach ich mit der Besitzerin die Vorteile der Lasertherapie im Anschluss an die Blutegeltherapie. Wir beschlossen in der zweiten Februar Woche mit der ersten Lasersitzung zu beginnen.  Diese führten wir über 4 Wochen hinweg durch alle 2 Tage. Sehr schnell zeigten sich gute Erfolge. Nach einem Monat regelmäßiger Bestrahlung verlängerten wir um weitere 4 Wochen um den Rüden vollkommen schmerzfrei zu bekommen. Mit den Behandlungen fördern wir die Bildung Kollagenen Fasern, ATP Produktion , Schmerzlinderung und verhelfen dem Hund zu langfristig stabilen Strukturen. Ich als Therapeut möchte grundsätzlich 1. eine Verbesserung des Gangbildes erzielen 2. Schmerzfreiheit und 3. ganz wichtig erneute Vorfälle vermeiden >> in diesem Fall ein weiterer Kreuzbandriss.

Nach einer konsequenten achtwöchigen Lasertherapie war ein deutlich besseres Gangbild zu erkennen.

Nach wie vor stehe ich mit der Besitzerin in Kontakt, damit man rechtzeitig wieder physiotherapeutisch einschreiten kann sollte eine erneute Verschlechterung auftreten.

 

Rottweiler Paul während der Lasertherapie

Was ist überhaupt eine Tendinopathie & ein Kreuzbandriss ? 

Eine Tendinopathie beschreibt eine primär nicht-entzündliche Erkrankung der Sehne aufgrund von Überbelastung oder Fehlbelastung, wenn ein Verschleiss vorliegt spricht man von einer Degeneration. Eine Inserationsendopathie beschreibt die Erkrankung im Bereich der Sehnenansätze. Die Tendinitis ist eine Sehnenerkrankung aufgrund von Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises, sie ist abzugrenzen von der Tendopathie. Physiotherapeutisch sinnvoll ist die Schonung bzw. Ruhigstellung am Anfang sowie die Vermeidung von Fehlbelastung auf Dauer. Man kann die Sehnen kühlen (Quarkwickel). Erfolgreich ist auch die Behandlung mit Blutegeln oder auch mit vom Tierarzt verschriebenen Schmerz- und Entzündungshemmern mit Nichtsteroidale Antirheumatika.

Um einen Kreuzbandriss zu erklären , müssen wir zuerst ein wenig auf die Anatomie des Knies eingehen: Das Kniegelenk wird aus dem unteren Ende des Oberschenkelknochens (Femur), Schienbein (Tibia) und Wadenbein (Fibula) gebildet. Nach außen begrenzt wird das Gelenk durch eine Gelenkkapsel, die das Gelenk schützt und stabilisiert. Weitere Stabilisierung erhält das Gelenk durch die Seitenbänder in der Gelenkkapsel, die Kniescheibe im Kniescheibenband und die Muskulatur der Gliedmaße.

Das vordere und das hintere Kreuzband liegen innerhalb der Gelenkkapsel. Diese Bänder sorgen dafür, dass sich Ober- und Unterschenkel nicht gegeneinander verschieben. Das vordere Kreuzband ist dabei meist stärkeren Belastungen ausgesetzt. Als eine Art Puffer sind zusätzlich zwei knorpelige Menisken zwischen die Knochenenden eingefügt. Kreuzbandrisse sind die häufigste orthopädische Erkrankung des Hundes. In den meisten Fällen ist das vordere Kreuzband gerissen. Die Ursachen , Symptome und auch Operationsmaßnahmen/Methoden findet ihr in einem neuen Beitrag bei dem es ganz speziell um die post-operative Betreuung eines Kreuzbandrisses geht.

seitliche Knieansicht / Aufbau des Knies

TIERPHYSIO ZWEITAKT