Manuelle Lymphdrainage bei angelaufenen Beinen

Dies ist ein Fallbeispiel meiner eigenen Stute “Blitzstern”.

30.04./01.05 hochgradige, plötzliche Lahmheit mit Entlastung der rechten Hintergliedmaße. Da meine Stute ein Rehepatient ist, war der erste Gedanke natürlich in diese Richtung. Der letzte Schub ist zwar 3 Jahre her, äußerte sich aber sehr ähnlich: Starker Wendeschmerz. Schmerzgesicht deutlich erkennbar. Allerdings keine Wärme oder Pulsation am Huf spürbar. Somit erneuter Hufreheschub eher unwahrscheinlich. Dieser würde zwar ebenfalls mit hochgradiger Lahmheit und Wendeschmerz einhergehen, allerdings wäre eine Pulsation sehr typisch. Außerdem war die Abfußung des Hinterhufes sehr untypisch für die Rehe. Meine Stute belastete die Zehe vollständig, vermied aber die Belastung der Tracht.

Abszess am rechten Hinterhuf mit austretendem Eiter

02.05.2022 –  Abnahme des Eisens durch Hufschmied aufgrund der Vermutung eines Abszesses. Nach Ausschneiden des Hufes eröffnet sich Gott sei Dank ein Abzess, der somit sehr schnelle Erleichterung für meine Stute brachte.

Beim Hufabszess (= im Volksmund Hufgeschwür) handelt es sich um eine eitrige Entzündung der Huflederhaut , wobei der Druck, der durch die Ansammlung von Eiter zwischen Huflederhaut und Hufhorn entsteht, dem Pferd starke Schmerzen verursacht und zu deutlicher Lahmheit führt. Sobald der Eiter z.B. am Kronenrand bzw. in unserem Fall an im Trachtenbereich austritt ist der Druck weg und die Schmerzen lassen nach. Das dauert in der Regel 7-10 Tage. Mehrere Tage lang badet man dann den Huf täglich in Wasser und legt idealerweise einen Rivanolverband oder wie bei vielen sicherlich bekannt den sogenannten Anguss Verband an.  Mit der antiseptischen Rivanollösung weicht das Horn auf und erleichtert den Eiteraustritt. Außerdem kühlt der Verband, beugt Infektionen vor und entlastet den Huf.

In den folgenden Tagen wurde aufgrund der Boxenruhe leider das rechte Hinterbein sehr dick und füllte sich mit Flüssigkeit. Dieses Problem ist weit bekannt, die typischen angelaufenen Beine.

So entschied ich direkt an Tag 1 eine Lymphdrainage durchzuführen. Die manuelle Lymphdrainage (MLD) am Pferd nach Prof. Dr. Dirk Beres von Rautenfeld ist eine speziell entwickelte sanfte Massagetechnik, die der Reduktion von Schwellungen dient. Sie wirkt im Gegensatz zur herkömmlichen Massage nicht hauptsächlich auf die Muskulatur, sondern auf das sehr oberflächlich unter der Haut liegende Lymphgefäßsystem. Dies durchzieht den Körper ähnlich wie das Blutgefäßsystem.

Bestimmte Grifftechniken wie z. B. Pump-Schöpf-Drehgriffe, stehende Kreise, usw. drainieren übermäßige Flüssigkeitsansammlungen im Gewebe über die Lymphgefäße ab.

Auf Bild 1 ist die geschwollene Hinter Röhre bzw. der stark geschwollene Mittelfußbereich zu erkennen – Bild 2 zeigt den Vergleich nach 3 Tagen durchgeführter Lymphdrainage. Eine deutliche Verbesserung ist zu erkennen.

Am 09. Mai – eine Woche später – wurde der Verband abgenommen und die Stute kann mit Hufschuhen wieder sehr gut laufen.

Bild 1 vor der Lymphdrainage – Bild 2 Verbesserung nach mehreren Lymphdrainagen 

TIERPHYSIO ZWEITAKT